„Freilich waren wir überzeugt von unserem Projekt“, sagt Johanna Tasler-Kuen, die erste Obfrau des „Kindergarten für Alle“ an der Humboldtstraße, mitten in Linz. „Aber dass alles so aufgeht, dass es das nach dreißig Jahren immer noch so gibt, das hätten wir uns damals nicht gedacht.“
Initiativ werden
Damals, im Jahr 1983, musste alles schnell gehen. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Anwalt Eckhard Tasler, war die Psychologie-Studentin auf der Suche nach einem Kindergarten für die damals zweieinhalbjährige Tochter Juliane. Kurz zuvor hatte sie in Innsbruck das Konzept des „Kindergarten für Alle“ kennen und schätzen gelernt. Fast zeitgleich stand in Linz der heilpädagogische Kindergarten kurz vor der Schließung. „Wir, in Summe acht Familien mit sehr ähnlichen Ansichten, haben diesen Standort dann innerhalb kürzester Zeit übernommen“, sagt Tasler-Kuen nun beim Jubiläumsfest mit Kindern, Eltern, Mitarbeitern und Wegbegleitern.
Eltern arbeiten mit
Im ersten Jahr wurden 13 Kinder, davon drei Integrationskinder, betreut. Mittlerweile genießen 26 Kinder – davon sechs I-Kinder – in der Elefanten- und der Sonnenstrahlengruppe diese Oase mitten in Linz. Neben dem Integrationsgedanken blieb eines immer unverändert: Die Verpflichtung der Eltern zur aktiven Mitarbeit. „Alleine aus finanzieller Sicht wäre das alles sonst gar nicht gegangen.“ Egal ob Reparatur, Gartenarbeit oder Öffentlichkeitsarbeit – Eltern legen überall Hand an. Jüngst etwa wurde der komplette Spielgarten im idyllischen Hinterhof neu gestaltet.
Gemeinsam Aufwachsen
Wesentliche Impulse bietet auch das gemeinsame Aufwachsen von beeinträchtigten und nicht beeinträchtigten Kindern. „Uns ist soziales, emotionales Lernen sehr wichtig. Auch sind die älteren Kinder als Mentoren der jüngeren im Einsatz. Das funktioniert toll“, sagt Gertraud Mayrhofer (44), seit acht Jahren Leiterin des „Kindergarten für alle“. Es sei ein Ort der Geborgenheit und der Lebensqualität, der vor 30 Jahren durch Privatinitiative hier entstanden sei. „Es ist ein einmaliges Projekt, das sich bewährt hat. Und so soll es bleiben.“
Text: Gerald Winterleitner, OÖN